Wir beraten

Lies nicht so, sondern...   

Lies nicht: `Eingemeisselt in Stein stehen dort die Worte der Tora`, sondern: `Freiheit bedeuten die Worte der Tora`.
Mehr zu dieser Lesart finden Sie weiter unten.
Hier können Sie zuerst lesen, wie wir diese Lesart umsetzen:

 

«Amen, ich sage euch» – eine Kurzfassung des Selbstverständnisses Jesu als toratreuer Jude – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Bischof Huonder legt das Kirchenrecht, Jesus legt die Tora aus: Zur Unauflöslichkeit der Ehe – Beitrag auf  www.biblioblog.ch

Sieben Wochen ohne – für andere Zugänge zur Bibel – Beiträge im Pfarrblatt Horizonte – Weitere Beiträge in dieser Reihe finden Sie, wenn Sie ins Suchfenster von Horizonte «7 Wochen ohne» eingeben.

(M)ein Gottexperiment: Zu Gottesbild und Gottesnamen – Beitrag auf www.biblioblog.ch

In Gestalt einer Taube oder wie eine Taube? – «Wie» bedeutet in der Bibel «So nicht» – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Mein ist die Rache? – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Menschen und Christen – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Von Originalisten und Fundamentalisten – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Debatten anstossen und ihnen eine Form geben – ein neues Verständnis von Offenbarung – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Die Opferung Isaaks – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Auszug aus der Unterdrückung, nicht unbedingt aus Ägypten – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Ende des Kinderglaubens – Beitrag auf www.biblioblog.ch

In Zungen reden – überlieferte Stimmen neu montieren – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Vom Umgang mit der Komplexität der Welt – und der Bibel – Beitrag auf www.biblioblog.ch

«D» wie David – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Ein Land, wo Milch und Honig fliessen – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Hirtinnen an der Weihnachtskrippe – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Die Opferbestimmungen im Buch Levitikus – eine öffentliche Kultur der Achtsamkeit – Beitrag auf www.biblioblog.ch

Am Ostermorgen – ein theologisches Erdbeben – Beitrag auf www.biblioblog.ch


Unsere Lesart ist nicht nur auf die Bibel beschränkt, sondern umfasst auch die Tradition:

Zwischen Geburt und Tod – da fehlt doch was? Eine Bibelarbeit des Bibelwerks in St. Niklausen in Bildern

 

Zur Lesart der Bibel, die wir meinen:

Im Jahr der Bibel 2003 schrieb Hanspeter Ernst von Zürcher Lehrhaus in unserem Buch «Bitte stolpern! Provozierende Texte der Bibel»:

«Im Judentum kennen die Gelehrten für das Lesen der Bibel eine Formel, die lautet: «Lies nicht das, was dasteht, sondern etwas ganz Anderes!» Was ist damit gemeint? In einem Kommentar zu den beiden Schrifttafeln, die Mose von Gott auf dem Berg Sinai erhält, wird erklärt, dass die Worte der Tora eingemeisselt seien in Stein. «Lies nicht: `Eingemeisselt in Stein stehen dort die Worte der Tora`, sondern: `Freiheit bedeuten die Worte der Tora`. `Freiheit` statt `eingemeisselt` zu lesen, ist möglich, weil im Hebräischen beide Worte aus denselben Konsonanten bestehen. Sie unterscheiden sich einzig durch die Vokale; diese werden aber nicht geschrieben. Die Konsequenz ist nicht, dass `eingemeisselt` falsch wäre. Vielmehr: Wir bleiben dem eingemeisselten Wort treu, indem wir uns vom Buchstaben nicht knechten lassen, sondern durch das Wort Gottes frei werden. Wir bezeugen diese Freiheit, wenn wir durch unsere Art zu leben die Freiheit anderer ermöglichen.»

In dieser Freiheit, die die Freiheit anderer ermöglichen will, wollen wir die Bibel lesen. Wir achten dabei besonders auf Stellen, die immer schon oder immer wieder auf eine bestimmte Art gelesen wurden. Wir laden ein, diese Stellen einmal nicht so wie gewohnt, sondern anders zu lesen. Wir achten dabei vor allem auf Texte aus dem Alten Testament, die immer schon oder immer wieder in abwertender Weise gelesen und verstanden werden. Gibt es an diesen Texten etwas Anderes zu entdecken?

Einen ganz ähnlichen Ansatz gibt es in der Dramaturgischen Homiletik von Martin Nicol und Alexander Deeg zu entdecken. In ihrem Praxisbuch «Im Wechselschritt zur Kanzel» nennen sie das «Eine andere art der Auslegung» und greifen damit auf einen Begriff von Tanja Gojny zurück.
«Eine andere art der Auslegung» spielt mit dem englisch-deutschen Doppelsinn von art. ... Auslegung ist Kunst unter Künsten ... Zugleich knüpft «eine andere art der Auslegung» vorsichtig an die Weise der Rabbinen an, mit der Tora umzugehen. ... «Eine andere art der Auslegung» kann unterschiedliche Auslegungen nebeneinander stehen lassen. Die Pluralität der Auslegung ist ... nicht Not, sondern Tugend» (S. 12).