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Daniel Kempin (Hg.), Schiru! Singt! 60 hebräische Lieder   

Buch des Monats Oktober 2011

Helen Schüngel-Straumann, die erste Frau, die im Fach Katholische Theologie/altes Testament promovierte, eine Pionierin der Feministischen Bibelexegese und nach langen, mühsamen und massiv bekämpften Wegen heute (GOTT sei Dank!!!) Professorin für Altes Testament, wurde einmal vom Essener Bischof Hengsbach gefragt, ob sie als Schweizerin jodeln könne. Ihre Antwort: «Nein, jodeln nicht, aber ich kann Hebräisch.» Diesen kleinen Dialog zitiert die Zeitschrift Aufbruch in ihrer aktuellen Ausgabe und stellt damit die im Oktober 2011 neu erscheinende Biografie von Helen Schüngel-Straumann, Meine Wege und Umwege, vor (vielleicht auch bald ein Buch des Monats).

Für Bischof Hengsbach war eine Frau als Alttestamentlerin so fremd wie das Jodeln. Von seinen Hebräischkenntnissen weiss ich nichts. Meine jedenfalls sind nicht so gut, dass ich wie Frau Schüngel-Straumann klar heraus sagen könnte. Ich kann Hebräisch. Aber ich kann klar heraus sagen: Ich kann hebräisch singen. Und jetzt hat sich mein Repertoire sogar um ein Vielfaches erweitert. Und das dank des Buches, das Daniel Kempin in  Zusammenarbeit mit dem BIBEL+ORIENT-Museum, der Theologischen Fakultät der Universität Bern und dem Zürcher Lehrhaus herausgegeben hat. Es bietet 60 hebräische Lieder mit Noten, Gitarrengriffen und einer Umschrift der hebräischen Buchstaben. Und dazu Übersetzungen und Hintergrundinformationen. Es sind mehrheitlich Lieder mit biblischen Texten (33), dazu aber auch liturgische Lieder zu täglichen Gebeten (5), zum Schabbat (7), zu den jüdischen Festen (10) und schliesslich auch einige Lieder über Israel (5).
Alle Informationen rund um die Lieder sind dreisprachig, deutsch, französisch und englisch. Die mehrsprachige Schweizerin Helen Schüngel-Straumann wird sich darüber freuen. Die erklärenden Texte sind knapp gehalten, aber sehr dicht und informativ. Besonders hilfreich ist die Unterscheidung zweier Traditionsströme jüdischer Lieder, die der Chassidim und der Chalutsim, also der osteuropäischen mystischen Tradition auf der einen Seite und der multikulturell geprägten Tradition in Palästina auf der anderen Seite.
Ein Blick auf die Lieder, die sich auf biblische Texte beziehen, zeigt, dass es sich vielfach um Psalmverse handelt, auch das Hohelied ist gut vertreten. Es finden sich aber auch 7 Lieder zu Texten aus der Tora und 7 Lieder zu Texten aus der prophetischen Tradition. Die Lieder und Texte sind ergänzt durch Bilder, die mehrheitlich mit den Sammlungen des Bibel+Orient-Museums in Freiburg/CH in Verbindung stehen und den altorientalischen Hintergrund vieler Lieder erhellen.
Um von den hebräischen Liedern zur Übersetzung zu kommen, muss man blättern. Das mag zuerst ein wenig mühsam anmuten. Es kann aber auch eine Einladung sein, die eigenen Hebräischkenntnisse – und seien sie noch so gering – mit den kurzen Liedtexten zu erproben und zu erweitern. Das ist ja nicht nur für allfällige Begegnungen mit Bischöfen genauso hilfreich wie Jodeln zu können.
Noch wichtiger aber als das ist es, der herausfordernden Einladung des Buches zu folgen: Schiru! Singt!

Peter Zürn

Daniel Kempin (Hg.), Schiru! Singt! 60 hebräische Lieder, in Verbindung mit dem BIBEL+ORIENT-Museum, der Theologischen Fakultät der Universität Bern und dem Zürcher Lehrhaus, Freiburg Schweiz 2011, 152 S., ISBN 978-3-579-05934-1, Euro 18.00, CHF 24.00

 Zum Buch ist auch eine gleichnamige Doppel-CD erschienen (Spieldauer 152 Minuten mit Booklet), auf der sich fast alle Lieder finden. Preis: Euro 28.00, CHF 37.00. Buch und CD gemeinsam zum Sonderpreis von Euro 37.00, CHF 49.00.

Zu bestellen unter: http://bible-orient-museum.ch/index.php/de/shop

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