Wir bringen die Bibel ins Gespräch

Uns von Gott erfüllen und leiten lassen   

Auszug aus dem Pastoralen Entwicklungsplan Bistum Basel «»šDen Glauben ins Spiel bringen’, S. 15-16 (unter Mitwirkung von Odo Camponovo (Präsident des Zentralvorstandes des SKB))

2.1 Gott suchen

Die Kirche vertraut darauf, dass Gott sich ihr zuwendet, ihr Kraft gibt und sie leitet. Wenn wir ihn suchen in all unserem Sein und Tun, in den Herausforderungen der Zeit, in ihrem Beten, Denken und Handeln, lässt er sich finden.

2.1.1 Gott suchen im Hören auf die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche
Wenn wir als Kirche das biblische Zeugnis mit den Zeichen der Zeit in Verbindung bringen, wird die Bibel zum lebendigen Wort Gottes für uns und durch uns für die Gesellschaft. Ihre beiden Teile, das Alte und das Neue Testament, bilden so eine lebendige Quelle für unseren Glauben und unser Tun. Kontinuierliches Hören auf die biblischen Schriften inspiriert das Leben des einzelnen Menschen und der ganzen Kirche. Dieses Hören ist nicht immer leicht; die Bibel mutet uns auch schwierige Aussagen zu.
Die Tradition zeigt uns, wie die Kirche die biblische Botschaft im Lauf der Zeit verstanden und gelebt hat. Sie bezeugt das Fortleben und das Fortwirken des Auferstandenen und führt uns Zeuginnen und Zeugen des Glaubens vor Augen. Sie birgt Schätze, die für die Gegenwart fruchtbar werden können. Durch die Zeiten und über die Grenzen von Kulturen und Völkern hinweg konkretisiert sie unsere Identität als Römisch – Katholische Kirche.

2.1.2 Den Gott der Bibel immer wieder neu entdecken
Das Wort Gott ist vieldeutig. Wer ist unser Gott? Wir brauchen Bilder, um das Unsichtbare erahnen zu können. Wir benötigen eine Sprache, um von Erfahrungen mit Gott erzählen zu können. Aber alle Bilder stossen an ihre Grenzen, und die Sprache ist Quelle vieler Missverständnisse. Wir müssen uns immer wieder befreien aus den Begrenzungen der Bilder und der Sprache. Das vermeintlich Bekannte ist neu zu entdecken.
Der Gott unseres Glaubens zeigt sich als Gott Israels und als Vater Jesu Christi. Gott ruft die Welt ins Dasein. Mann und Frau ruft er beim Namen, beruft sie vor sein Angesicht, in die Freiheit und in ihre Verantwortung. Dem Menschen, Mann und Frau, ist er ein Gegenüber. Gott nennt seinen Namen und wird so ansprechbar. Seine Sorge gilt der Schöpfung und besonders den Menschen. Er hofft mit den Hoffenden und leidet mit den Leidenden. Mit Noah und allem, was lebt, schliesst er einen Bund. Als Gott Abrahams ruft er zum Aufbruch; als Gott Sarahs geht er auf die Sehnsucht nach Weitergabe des Lebens ein. Er befreit Israel aus der Sklaverei, gibt ihm seine Gebote als Wegweiser für gelingendes Leben und macht es zu seinem Volk. Prophetinnen und Propheten beruft er, fordert Recht und Gerechtigkeit. Verteidiger ist er denen, die keinen Verteidiger haben. Seine Weisheit durchwebt die Schöpfung, seine Barmherzigkeit durchwirkt die Geschichte, seine Gnade beruft aus den Völkern auch uns zu seinem Volk. Als unergründlich und abwesend erfahrener Gott bewahrt er sein Geheimnis.
In Jesus Christus hat er als Mensch unter Menschen gelebt. In ihm hat die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes unter uns gelebt. Jesus Christus hat mit seinem Leben bezeugt, dass Gott Liebe ist. Er blieb seinem Auftrag treu, auch als er abgelehnt wurde. Dieses Zeugnis hat ihn das Leben gekostet. Als Auferstandener ist er gegenwärtig. Im Heiligen Geist wirkt er durch die Zeiten.

2.2 Gott begegnen

2.2.1 Gott begegnen im Nächsten und im Alltag mit seinen hellen und dunklen Seiten
Gott begegnet uns in der Schöpfung, in den Erfahrungen des Lebens, in konkreten Geschehnissen des Alltags, im Suchen nach einem erfüllten Leben für alle. Wir pflegen eine Kultur der Achtsamkeit dafür, dass Gott in dieser Welt gegenwärtig ist und dass uns im Nächsten, besonders in den Armen, der gekreuzigte und auferstandene Jesus Christus begegnet. Dies ist Geschenk und Auftrag, Glück und Zumutung. Wir sind herausgefordert, im geliebten Anderen, aber auch im lästigen Anderen, Gott zu begegnen.
Angesichts von naturgegebenem Leid sind wir ohnmächtig und fassungslos. Wir zweifeln am Schöpferwillen Gottes. Viel Leid wird von Menschen verursacht. Selbst Jesus Christus wurde gekreuzigt. Wir zweifeln an Gottes Wirken in der Welt. Wir erfahren Gott als abwesend. Der Glaube kann auch zum Ärgernis und zur Torheit werden. Die Menschen der Bibel verharmlosen das Leid nicht. Sie streiten mit Gott, klagen und schreien ihre Not zum Himmel. Die Klage kann uns helfen, wider alle Hoffnung zu hoffen, Gott noch in seiner Abwesenheit zu vertrauen, an Gerechtigkeit und Liebe festzuhalten, mit unsern Kräften Unrecht zu bekämpfen, den Leidenden beizustehen.

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