Wir beraten

Gabriele Theuer (Hrsg.), Frauen.Bibel   

Buch des Monats November 2007

Was ist eine «Frauen.Bibel»? Ist die Bibel nicht für alle da? Ja und nein, muss man sagen, wenn man/frau dieses Buch zur Hand genommen hat. Ja, weil durchaus auch Männer unglaublich viel für ihren Glauben und ihre Beziehung zur Bibel Hilfreiches darin finden werden (Frauen sowieso). Nein, weil in dieser «Frauen.Bibel» eine ganz bewusste Eingrenzung auf «Frauentexte» vorgenommen worden ist. Was genau ist damit gemeint?
Die «Frauen.Bibel» vereint 42 Beiträge, die seit 1998 in der – leider noch immer viel zu wenig bekannten – Werkstattreihe «FrauenBibelArbeit» erschienen sind, und stellt sie in der Reihenfolge des biblischen Kanons zu den entsprechenden Texten. So findet man zu den wichtigen Texten des Alten und Neuen Testaments – von der 1. Schöpfungserzählung bis zu den Pastoralbriefen – eine fachkundige Kommentierung (meist) aus Frauensicht, die nicht nur diese spezielle Perspektive einbringt, sondern vor allem auch Zusatzinformationen bringt, die immer wieder überraschen:
So wird zur Schöpfungserzählung nach der Gottebenbildlichkeit von Mann und Frau und den entsprechenden Konsequenzen gefragt, die alte Frage, ob Eva nun wirklich an allem schuld sei, wieder aufgegriffen und überhaupt das Thema «böse Frauen» grundsätzlich thematisiert. Der äusserst lesenswerte Beitrag von Sabine Bieberstein zum Thema «böse Frauen» bleibt dann aber nicht stehen bei der Benennung einer furchtbaren Wirkungsgeschichte bestimmter biblischer Texte, sondern zeigt auch Strategien im Umgang mit diesen Texten (nicht nur) für Frauen auf.
Oder der für viele so beliebte Sirach-Text von der «tüchtigen (Haus-)Frau» wird einmal daraufhin angegangen, Frauenarbeit dadurch sichtbar zu machen, dass die damaligen Arbeitsgeräte von Frauen kriminalistisch untersucht werden (Silvia Schroer / Thomas Staubli).
Heikle Frauengeschichten werden nicht verschwiegen, weder die Delila-Erzählung (ganz spannend: Ellen Reuter), noch die Vergewaltigung Tamars (sehr eindrücklich: Petra Heilig). So kommen in den über 120 abgedruckten Perikopen ca. 50 bekannte und namenlose Frauen in den Blick.
Nicht vergessen werden soll an dieser Stelle zu erwähnen, dass sich die jeweiligen Auslegungen nicht nur durch exegetische Fachkompetenz, sondern auch meist durch spirituelle Tiefe auszeichnen. Dem tut auch das ausgesprochen schlampige Lektorat des Buches – bis in die Einhaltung des Alphabets oder die Schreibweise der AutorInnennamen hinein! – keinen wirklichen Abbruch.

Dieter Bauer

Gabriele Theuer (Hrsg.), Frauen.Bibel, (Verlag Katholisches Bibelwerk) Stuttgart 2007, 336 S., Geb., 19,90 Eur[D] / 35,40 SFr
ISBN : 978-3-460-25270-7

Erhältlich im Buchhandel.

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