Wir bringen die Bibel ins Gespräch

Vom Recht, sein Leben zu geniessen. Der rechte Umgang mit dem Geld (Kohelet 5,9 – 6,9)   

Dieter Bauer, entdecken: kohelet. Lese- und Arbeitsbuch zur Bibel 2004, S. 66-75

Seit es Geld gibt – das erste Geld wurde durch die Lyder zwischen 640 und 600 v. Chr. hergestellt – haben Menschen Probleme damit. Irgendwie ist es immer ungerecht verteilt: Die einen können nicht schlafen aus Angst ihr Geld zu verlieren. Andere wären froh, wenn dies ihre einzige Sorge wäre. Und: Es gibt ein unglaubliches Mass an Scheinheiligkeit im Umgang mit dem Geld. Da gibt es hoch dotierte und rundum abgesicherte Berufspolitiker, die sich in Kapitalismuskritik üben. Und es gibt Grossunternehmen, die mit dem Slogan «Geiz ist geil» versuchen, den Bürgern auch noch das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen.

Wer das Geld liebt...

In diesem Zusammenhang finde ich es geradezu als wohl tuend, wie nüchtern und abgeklärt sich das biblische Buch Kohelet des Themas annimmt. Als aufmerksamer und nachdenklicher Beobachter stellt Kohelet fest: Wer das Geld liebt, wird vom Geld nicht satt. (5,9) Fast wundert man sich, wie wenig sich da seit über 2000 Jahren geändert hat. Die Begründung, die Kohelet gibt, ist einfach: Denn wer liebt (schon) Reichtum ohne Ertrag? Logisch, möchte man sagen. Wer mit Geld arbeitet, möchte es auch vermehren. Und das heisst: Wachstum. Kohelet allerdings ist da ganz nüchtern: Das ist nichtig. Oder wie man heute vielleicht sagen würde: Das kannst du vergessen. Weil es keine Grenze(n) gibt. Weil das nie aufhört.
Kohelet ist da kategorisch und kompromisslos: Mehrt sich das Geld, so mehren sich, die es verzehren. Und welchen Gewinn hat der Besitzer, ausser dass er zusehen darf? (5,10) Mit einem Augenzwinkern stellt Kohelet fest, dass mit dem Wachstum auch die Ansprüche steigen. In der Summe bleibt davon nichts übrig, ausser dem hilflosen Zusehen, wie der Gewinn wieder zerrinnt. Der einfache Arbeiter hat diese Probleme nicht: Süss ist der Schlaf des Arbeiters, ob er wenig oder viel zu essen hat. Doch die Sättigung des Reichen lässt ihn nicht schlafen. (5,11)
Man hat Kohelet viel kritisiert – vor allem aus befreiungstheologischer Perspektive – wegen dieses Verses vom süssen Schlaf des Arbeiters. Kohelet sei wohl noch nie wirklich hungrig gewesen, sonst könne er nicht so reden. Das mag ja stimmen. Nur wird dadurch seine Beobachtung nicht falsch: Das reine Streben nach Gewinn und Wachstum vermehrt auf lange Sicht nur die Probleme.

Vergebliche Absicherungen

Zu unsicher ist diese Welt, als dass man seine Sicherheit auf Geld gründen könnte. Auch hier beobachtet Kohelet scharf:
Es gibt ein schlimmes Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe: Da wurde Reichtum von seinem Besitzer aufgespart für einen Unglücksfall. Doch dieser Reichtum ging durch ein Unglück verloren. Er aber hatte einen Sohn gezeugt und hatte (nun) nichts mehr in der Hand. Wie er herauskam aus dem Leib seiner Mutter muss er wieder gehen: nackt wie er kam. Und nichts trägt er davon für seine Mühe, das er weitergeben könnte. (5,12-14)
Auch hier ist nicht ganz klar, ob Kohelet von diesem Fall nicht mit einem Augenzwinkern erzählt. Jedenfalls ist ihm eine gewisse Komik nicht abzusprechen. Da versucht sich jemand gegen das Unglück zu versichern, das ihn dann tatsächlich ereilt. Nur nützt ihm seine Absicherung nichts, weil dieser Unglücksfall ihm genau diese Sicherheiten raubt. Wie Ijob sitzt er da: Nackt kam ich hervor aus dem Schoss meiner Mutter; nackt kehre ich dahin zurück. (Ijob 1,21)
Kohelet schreibt in unsicheren Zeiten (s. Einleitungsartikel). Der geschilderte «Fall» dürfte kein Einzelfall gewesen sein. Und auch der folgende nicht:
Doch auch dies ist ein schlimmes Übel: Genau so wie einer kam, muss er (wieder) gehen. Und welchen Gewinn hat er, wenn er sich abmüht für den Wind und doch all seine Tage im Dunkeln fristen muss und viel Verdruss hat, krank ist und zornig? (Koh 5,15f)
Während im 1. Fall jemand all seinen Reichtum auf einen Schlag verliert – und also vergeblich dafür gearbeitet hat –, kommt es im 2. Fall erst gar nicht dazu: da rackert sich jemand ab, ohne «auf einen grünen Zweig zu kommen». Er hat keinen «Ertrag», was ihn sein Leben lang verdriesslich, krank und zornig macht. Das ist kein Leben, sagt Kohelet, sondern ein schlimmes Übel.

Geniessen ist ein Menschenrecht

Was aber wäre dann ein Leben, wie Kohelet es sich vorstellt?
Sieh, was ich als etwas Gutes gesehen habe: Es ist schön zu essen und zu trinken und Güter zu sehen für die ganze Arbeit, mit der man sich unter der Sonne abmüht in der ganzen Zeit seines Lebens, die der Gott einem gegeben hat. Das steht einem jeden als sein Anteil zu. (Koh 5,17)
Fast hätte man ja schon meinen können, die ganze Mühe um Hab und Gut sei sinnlos. Da führt Kohelet ein wichtiges Kriterium ein: Man muss sich auch daran freuen können.
Interessant ist, dass Kohelet an diesem Punkt «theologisch» wird: Sobald die Freude ins Spiel kommt, redet er auch von dem Gott, der diese Freude gewährt: zu essen und zu trinken und Güter zu sehen für die ganze Arbeit, mit der man sich unter der Sonne abmüht. Das nennt Kohelet gut und schön. Und er behauptet, dass dies jedem Menschen als sein Anteil zustehe. Er formuliert hier quasi ein Menschenrecht, das – wohlgemerkt! – nicht nur für die Reichen gilt. Dieses Menschenrecht ist bei Kohelet theologisch begründet: Gott ist es, der die Lebenszeit gibt. Und Gott ist es auch, der Reichtum und Vermögen gibt:
Wenn der Gott irgendeinem Menschen Reichtum und Vermögen gegeben hat und es ihm ermöglicht hat, davon zu essen und seinen Anteil davonzutragen und sich zu freuen an seinem ganzen Besitz, ist das ein Geschenk Gottes. (5,18)

Die Zeit der «Macher»

Ich stelle mir die Zeit Kohelets in vielem vergleichbar vor mit unserer heutigen Zeit. Die Eroberungszüge Alexanders des Grossen hatten ganz neue Horizonte eröffnet. Der Vordere Orient hatte teil an einer Art «Globalisierung», in der griechische Lebensart, Kultur und Wirtschaft das Leben bestimmten. Die neue gesellschaftliche Elite, also die, welche sich mit den griechischen Herrschern arrangieren konnten, hatte unglaubliche Aufstiegschancen. Es sind Biographien überliefert von rasanten Karrieren und unermesslichem Reichtum Einzelner: «gemachte Männer» wie der jüdische Generalsteuerpächter Joseph Ben Tobija oder sein Sohn Hyrkanos, der bereits einen griechischen Namen trug und sich im Ostjordanland einen tempelartigen Palast hinstellen konnte, dessen Ruinen noch heute beeindrucken. Solche «Macher» sind wohl meist der Meinung, sie hätten ihren Reichtum selbst gemacht – wie der «König» in Koh 2,4ff. Kohelet sieht das anders. Für ihn ist es Gott, der Reichtum und Vermögen gibt, vor allem aber auch die Möglichkeit, sich zu freuen an seinem ganzen Besitz.
Das ist auch deshalb so wichtig, weil Gott nicht nur das Leben gibt, damit der Mensch sich freuen kann, sondern es irgendwann auch wieder nimmt. Das Leben ist befristet. Das verunsichert. Und das Wissen darum wirft einen Schatten auf das Leben, es sei denn, der Mensch kann sich freuen und denkt nicht viel an die (befristete) Zeit seines Lebens, wenn der Gott ihn mit Freude beschäftigt. (5,19)
Der «Tod» ist ein Thema, welches das ganze Buch Kohelet durchzieht (v. a. 11,9 – 12,7; s. den Beitrag von J.P. Miranda in diesem Buch). Der Tod ist aber nicht die einzige Verunsicherung. In diesen Zeiten, in denen Kohelet lebt, gibt es auch noch andere Probleme. Die neuen «Herren» nehmen wenig Rücksicht auf den angestammten Besitz der Einheimischen. Korruption und Landenteignungen sind an der Tagesordnung:
Es ist ein Übel, das ich unter der Sonne gesehen habe, und es lastet schwer auf dem Menschen: Da ist ein Mann, dem der Gott Reichtum, Vermögen und Ehre gibt, und es mangelt ihm an nichts von allem, was er begehrt; doch der Gott ermöglicht es ihm nicht, davon zu essen, sondern ein Fremder verzehrt es. Das ist nichtig und ein schlimmes Leiden. (6,1f)
Wenn es die Zeiten nicht zulassen vom Ertrag der Arbeit zu leben und ihn zu geniessen, dann bringen weder Reichtum, Vermögen und Ehre etwas. Alles ist nichts. Die «Fremden» bestimmen. Da kann jemand so lange leben wie er will und Kinder haben ohne Ende:
Wenn ein Mann hundert Kinder zeugte und lange lebte und ein hohes Alter erreichte, sich aber nicht von seinen Gütern sättigen könnte – selbst wenn er nicht begraben wäre, sagte ich: Die Fehlgeburt hat es besser als er. Denn in Nichtigkeit kam sie, und im Dunkel geht sie dahin, und im Dunkel bleibt ihr Name verborgen. Auch hat sie die Sonne nicht gesehen und nicht kennen gelernt. Sie hat mehr Ruhe als er. Und wenn einer zweimal tausend Jahre gelebt und keine Güter gesehen hätte – gehen nicht alle an denselben Ort? (6,3-6)
Noch einmal: Weder Reichtum, Vermögen und Ehre sind ein Wert an sich. Auch nicht ein langes Leben oder Kinderreichtum. Wer nichts von diesem Leben hat, und dazu gehört für Kohelet die Freude am Ertrag, die nur Gott geben kann, dessen Leben ist sinnlos. Er wäre besser nicht geboren.
Das sind harte Worte. Und sie sind oft missverstanden worden, als jammere (der reiche) Kohelet hier auf sehr hohem Niveau. Dabei geht es ihm um etwas ganz anderes:

Gegen alle falschen Sicherheiten

Eines der menschlichsten Grundbedürfnisse ist bekanntlich das nach Sicherheit. Aus diesem Grundbedürfnis lässt sich ein gutes Geschäft machen. Wer verspricht, dieses befriedigen zu können, wird reich. Und während früher die Kirchen ein Monopol auf dieses Geschäft hatten, sind es heute Banken und Versicherungen. Man braucht sich nur deren heutige «Kathedralen» anzuschauen, die jedes Stadtbild prägen wie früher die Kirchen.
Kohelet allerdings ist skeptisch. Er glaubt nicht daran, dass ein hohes Bankkonto oder eine gute Versicherung ein gelungenes Leben garantieren können. Dazu ist das menschliche Leben prinzipiell zu unsicher.
Dabei misst auch Kohelet dem Reichtum durchaus einen Wert bei. Jeder braucht ein gewisses Mass an finanzieller Sicherheit, um sein Leben auch lebenswert leben zu können. Und dass Armut prinzipiell ein Übel und negativ zu beurteilen ist, sieht auch Kohelet: Was nützt es dem Armen, wenn er zu leben versteht? (6,8b; vgl. 5,7.12-14; 9,15f).
Und selbst, wenn man meinen sollte, Essen, Trinken und Geniessen seien das Einzige, worauf man sich wirklich verlassen kann, weil es Freude garantiert, sieht man sich getäuscht. Kohelet warnt selbst hier: Die ganze Arbeit des Menschen ist für seinen Mund. Und doch wird sein Verlangen nie erfüllt. (6,7)
Die Tatsache, dass man arbeiten muss, um seine Bedürfnisse zu erfüllen, darf nie zum Selbstzweck werden. Letztlich warnt Kohelet davor, darauf zu warten, bis der ideale Zeitpunkt kommt, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Dieser wird nie kommen, es bleibt nur der momentane Augenblick: Besser geniessen, was man vor Augen hat, als dem Verlangen freien Lauf zu lassen. Wer nur immer mehr und immer mehr haben will und den Augenblick nicht geniessen kann, hat sein Leben verfehlt: Das ist nichtig und Streben nach Wind. (6,9)

Was hat der Weise dem Toren voraus?

Was hat der Weise dem Toren voraus?, fragt Kohelet gegen Ende unseres Abschnitts (6,8). Eigentlich hat er die Frage ja schon selbst beantwortet. Es ist also eher eine rhetorische Frage.
Für Kohelet ist der Weise ein Realist. Er weiss die Zeiten einzuschätzen und hängt sich nicht unnötig an falsche Sicherheiten. Weil er weiss, wie unsicher die Zeiten sind, geniesst er lieber das Glück des Augenblicks und macht sich keine Illusionen über eine bessere Zukunft, die er womöglich doch nicht erlebt.
Man hat eine solche Lebenseinstellung viel verunglimpft als reine Genusssucht oder das «kleine Glück» des «Biedermanns», der sich in seiner eigenen Welt eingerichtet hat und sich von dieser Welt nichts anderes erwartet, als dass sie ihn möglichst in Ruhe lässt und nicht unnötig verunsichert. Mit solchen Leuten ist natürlich «kein Blumentopf zu gewinnen», und für gesellschaftliche Revolutionen sind sie denkbar ungeeignet.
Theologen haben Kohelet vorgeworfen, dass von ihm so gar nichts zu spüren sei vom befreienden Gott vom Sinai, der aufstehen lässt gegen das Unrecht, weil er die Herrschaft von Menschen über Menschen und die Unterdrückung seines Volkes nicht mit ansehen kann. Dieser Gott «Jahwe» kommt im Buch Kohelet tatsächlich nicht vor. Das heisst nun aber nicht, dass Gott gar nicht vorkäme. Kohelet erfährt ihn zu seiner Zeit eben anders. Er ist für ihn in weitere Ferne gerückt: Der Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde. (5,1) Und: Kohelet ist nicht sehr optimistisch, dass man mit diesem Gott so einfach in Kontakt treten könnte. Mach (vor ihm) nicht viele Worte, sagt er. Die diesem Gott angemessene Haltung ist die der Gottesfurcht und des Respekts vor dem Höheren und letztlich Undurchschaubaren: Fürchte den Gott und halte seine Gebote! Das soll jeder Mensch tun. (12,13) Mit diesen Worten fassen die Herausgeber des Buches Kohelet seine Theologie meines Erachtens gut zusammen.

Eine persönliche Bemerkung zum Schluss

Es ist eine Binsenweisheit. Und doch muss immer wieder darauf hingewiesen werden: Das Buch Kohelet ist nur eine Stimme im Konzert der biblischen Autorinnen und Autoren. Und eine Stimme kann nie alles ausdrücken. Für die Harmonie braucht es auch die anderen Stimmen.
Von daher wäre es sinnvoll, auch andere Stimmen zu hören, die in ähnlicher Situation wie Kohelet auf die Zeiten der unverschämten Machtentfaltung und Globalisierung seiner Zeit reagiert und wie sie von Gott gesprochen haben. Diese gibt es nämlich auch.
Nicht lange nach Kohelet – die Zeiten waren eher noch schlimmer geworden – entsteht eine literarische Bewegung, die eine apokalyptische Utopie entwirft. Die Gegenwart war in den Augen dieser Menschen so unhaltbar und böse geworden, dass sie nichts Positives mehr darin entdecken konnten. Sie rechneten mit einem gewaltsamen Eingreifen Gottes in diese Geschichte, der allen Supermächten dieser Welt ein Ende setzt, damit seine Herrschaft endlich anbrechen kann. Im Buch Daniel finden sich solche Visionen, aber auch in der zwischentestamentlichen Literatur und dann vor allem im Neuen Testament.
Ich habe viele Sympathien für diese utopische Art von Theologie, und ich bin auch davon überzeugt, dass Jesus von Nazaret in vielem ganz ähnlich dachte. Und doch gehört für mich beides zusammen: Realismus und Utopie. Wer diese Welt reduziert auf die Freude des Augenblicks, muss sich fragen lassen, welche Hoffnung ihn dieses Leben weiterleben lässt. Wer aber diese Welt nur noch dunkel und böse sieht, muss sich fragen lassen, wie man in einer solchen Welt überhaupt leben kann. Und da habe ich doch manche Sympathie auch für die ganz praktischen Ratschläge Kohelets.
Dieter Bauer

Bibelarbeit

1. Auf den Bibeltext zugehen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer (Tn) sitzen im Stuhlkreis. In der Mitte hat die Leitung (L) aus Spielgeld (möglichst echt aussehend!) einen Haufen ausgeschichtet.
L führt ein in die fiktive Situation:
«Stellen Sie sich vor, Sie seien Mitarbeiter/innen einer grossen Firma und Ihr Chef hat Sie zu einer Betriebsversammlung einberufen. Er verkündet, dass die Firma dieses Jahr Millionengewinne gemacht hat. Er und der Betriebsrat hätten gemeinsam beschlossen, dieses Geld den Mitarbeiter/innen direkt auszuzahlen. Weil er aber nicht wissen könne, wie viel Geld der/die Einzelne tatsächlich benötige, bitte er jede/n, sich so viel von diesem Geld zu nehmen, wie er/sie wirklich brauche. Sobald das Geld weg sei, sei es eben weg. Also: Bedienen Sie sich!»
Nachdem das ganze Geld verteilt ist, werden Zweier-Gruppen gebildet. Für das Partnergespräch werden die folgenden Fragen gestellt:
 Wie sind Sie mit dieser Situation zurecht gekommen?
 Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
 Gab es irgend welche Hemmungen?
Im folgenden Plenumsgespräch werden die Ergebnisse der Partnergespräche so weit ausgetauscht, wie die jeweiligen Tn dies möchten (Geld ist ein sehr intimes Thema!).

2. Auf den Bibeltext hören

Die Tn erhalten den Text Koh 5,12-6,6 (Übersetzung von T. Krüger wie im Artikel). In Einzelarbeit versuchen sie die Frage zu beantworten:
 Was sagt Kohelet zum rechten Umgang mit dem Geld bzw. Reichtum?
Anschliessend findet ein Austausch im Plenum statt, in dem die dL je nachdem Hintergrundinformationen zur historischen Situation beitragen kann.
Als «Kontrasttext» wird dann gemeinsam Psalm 73 gelesen und die Frage gestellt:
 Aus welcher (materiellen/gesellschaftlichen) Position spricht der Beter von Psalm 73, aus welcher spricht Kohelet?
Es folgt ein Austausch über die verschiedenen Positionen der Tn über den Umgang mit dem Geld/Reichtum.
Es können aber auch zwei Gruppen gebildet werden:
Jede/r Tn entscheidet, welcher der beiden Texte (Kohelet oder Psalm 73) näher ist, und die Positionen werden als Gruppenpositionen ausgetauscht.

3. Mit dem Bibeltext weitergehen

Ein «versöhnlicher Schluss» könnte ein Nachdenken über den «Wert des Augenblicks» sein. Als Anregung für das Gespräch dient der folgende Text aus dem Tagebuch der Schriftstellerin Luise Rinser:
«Ich habe im vergangenen Jahr etwas gelernt (zu lernen begonnen), ich habe es aus der Bibel gelernt, aus dem Buch Kohelet; das (relative) Glück des Augenblicks erkennen. Das habe ich nie gekonnt. Immer war ich die Durchreisende, die nie irgendwo ankam. Schon als Kind. Höchste Freude: Zugfahren, zur schwäbischen Grossmutter fahren. Kaum sass ich zehn Minuten im Zug, überfiel mich Traurigkeit: die Fahrt dauerte ja nicht ewig; sie war schon von Anfang an dabei, zu Ende zu gehen; und aus lauter Trauer darüber half ich mit, dass die Fahrt noch schneller zu Ende ging: ich stellte mir vor, sie sei schon vorüber und ich sei auf der Rückfahrt. Es gelang mir einfach nicht, die Stunde des Fahrens zu geniessen, ich war der Reise samt Rückkehr längst voraus. Und das Seltsame: Dieses Nicht-im-Au-genblick-Sein befriedigte mich in aufregender Weise. So war es auch später: ich war endlich irgendwo, wo zu sein ich mir lang gewünscht hatte, etwa zum ersten Mal in Paris oder Athen oder New York; da sass ich nun, und war doch nicht da, war schon wieder fort. Das Gegenwärtige galt nie. Wurzeln fassen, wenn auch nur für eine Weile, das gelang mir nicht. Immer war ich schon weiter, immer war alles überholt...»

(aus: Luise Rinser, Baustelle. Eine Art Tagebuch [Fischer TB 1820], Frankfurt a. M. 1977)

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