Wir bringen die Bibel ins Gespräch

Bibelarbeit gegen Unrecht und sexuelle Gewalt in Südafrika   

Solidaritätsprojekt 2014/15 des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks

Die Projektbeschreibung als pdf: Spendenprojekt 2014/15 Südafrika

Für das Projekt sind insgesamt CHF 12'450.- eingegangen, wir danken allen Spenderinnen und Spendern herzlich für deren Beitrag!

 

Südafrika nach der Apartheid: Ein herausfordernder Kontext

Die Apartheid ist in Südafrika seit 20 Jahren vorbei. Mit dem Ende dieser besonders anstössigen Form der Ungerechtigkeit sind aber keineswegs automatisch «paradiesische» Zustände eingekehrt. Die Unterschiede zwischen reich und arm, «oben» und «unten» sind enorm. Dabei stammen die Ärmsten weiterhin vorwiegend aus der schwarzen und farbigen Bevölkerung. Weil ihr während der Apartheid der Zugang zu guter Bildung und Landbesitz verwehrt wurde, sind ihre Einkommensmöglichkeiten oft immer noch gering und ihr Selbstwertgefühl niedrig. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei etwa 25 Prozent, ist aber faktisch wesentlich höher. Land- und Minenarbeiter/innen leben in feudalähnlichen Leibeigenschaften. Dementsprechend sind die sozialen Probleme gross: Hohe Kriminalität und sexuelle Gewalt durch überforderte Männer, Prostitution und eine extrem hohe HIV/Aids Rate von 18 Prozent. Die sozialen Proteste gegen die zunehmend korrupte Regierung nehmen zu.

Die Rolle der Kirchen

Während der Apartheid wurden die meisten Kirchen Südafrikas zu einer starken Stimme der Gerechtigkeit, und auch in der «Wahrheits- und Versöhnungskommission» spielten die Kirchen – allen voran der anglikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu – eine herausragende Rolle. Nach Abschaffung der Apartheid haben sich die Kirchen jedoch zusehends aus gesellschaftspolitischen Themen zurückgezogen und in den letzten Jahren kaum mehr mit geeinter Stimme zur Einhaltung der Menschenrechte und guter Regierungsführung Stellung genommen. Eine der wenigen Ausnahmen ist das Ujamaa Zentrum für biblisch-theologische Gemeinwesenentwicklung und Forschung (Ujamaa Centre for Biblical and Theological Community Development and Research). Es ist an der Universität von Kwazulu-Natal im Südosten Südafrika angesiedelt und führt Bibelkurse in ganz Südafrika und in den Nachbarländern durch. Dabei wird grösster Wert darauf gelegt, dass die Bibelarbeit zur Überwindung von Armut und Ausbeutung beiträgt. Jede Bibelarbeit schliesst mit einem «Handlungsplan» ab, der die praktische Umsetzung von Erkenntnissen aus der Bibelarbeit ermöglichen soll.

2 Kön 5: Eine Sklavin erhält eine Stimme

Ein Beispiel kontextueller Bibelarbeit des Ujamaa Zentrums ist die Heilung des syrischen Feldherrn Naaman vom Aussatz. In seinem Haushalt lebt ein aus Israel verschlepptes junges Mädchen als Sklavin. Nicht einmal ihren Namen kennen wir. Doch sie bringt die ganze Geschichte ins Rollen: Sie schlägt vor, dass Naaman sich vom Propheten Elischa in Israel heilen lassen soll.

Das Ujamaa Zentrum lädt anhand dieser Bibelstelle dazu ein, die (in der Bibel nicht erzählte) Geschichte der Sklavin zu erinnern und zugleich eigene, nicht oder selten erzählte Geschichten von Unterdrückung und Befreiung öffentlich zu machen. Über das Thema «Aussatz» wird zugleich die Stigmatisierung von HIV-infizierten Kindern, Frauen und Männer in Südafrika thematisiert.

Die «Tamar Kampagne»: Gegen sexuelle Gewalt vorgehen und Präventionsarbeit leisten

Ein besonders herausforderndes Projekt des Ujamaa Zentrums ist die «Tamar-Kampagne». Anhand der biblischen Erzählung von der Vergewaltigung der Tamar, einer Tochter König Davids, durch ihren Stiefbruder Ammon – ein kaum bekannter Bibeltext in 2 Samuel 13! – werden sexuelle Gewalt und Handlungsmöglichkeiten dagegen thematisiert. Dabei wird Tamar, die sich in der biblischen Erzählung mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Vergewaltigung wehrt, zum Vorbild für Frauen, die für ihre persönliche und körperliche Unversehrtheit, Integrität und Selbstbestimmung kämpfen. Zugleich wird die Rolle der in der Erzählung erwähnten Männer zum Anlass, auch das Verhalten von Männern (und Frauen), Kirchen und Gesellschaft im Nicht-Hinschauen, Wegschauen oder gar Dulden sexueller Gewalt zu ändern.

Das Ujamaa Zentrum hat bereits mit zahlreichen Gruppen und ganzen Kirchgemeinden in geschlechter- und altersgetrennten Gruppen mit diesem Bibeltext gearbeitet und so wichtige Aufklärungs- und Präventionsarbeit in Südafrika und den angrenzenden Ländern geleistet. Die Bibelarbeiten zu 2 Kön 5 und zu 2 Sam 13 und viele weitere Bibelarbeiten können auf der Homepage des Zentrums in englischer Sprache heruntergeladen werden (http://ujamaa.ukzn.ac.za/Practical.aspx).

Ihre Spende macht einen Unterschied!

Wenn Bibelarbeit schon bei uns in der Schweiz nicht selbsttragend sein kann, sondern auf Spenden angewiesen ist, gilt dies für die Arbeit des Ujamaa Zentrums in Südafrika umso mehr. Ihre Spende ermöglicht es dem Ujamaa Zentrum, seine Bibelarbeit gegen Unrecht und sexuelle Gewalt weiterzuführen. Ihre Spende trägt damit zu einer demokratischeren, gerechteren und friedlicheren Gesellschaft in Südafrika bei. Für die zweckdienliche und effiziente Verwendung Ihrer Spende garantiert Fastenopfer, das uns dieses wichtige Projekt empfohlen hat.

 

Spendenkonto:

Schweizerisches Katholisches Bibelwerk, 8002 Zürich

«Bibelarbeit gegen Unrecht und sexuelle Gewalt (Südafrika)»

PC 85-415196-4

IBAN CH17 0900 0000 8541 5196 4 (Postfinance)

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